Viele Jugendliche sind auf uns zugekommen und haben uns gefragt, ob das Jugendhaus trotz der neuen Corona-Verordnungen geöffnet bleibt. Wir sind sehr froh diese Frage vorerst mit einem „Ja“ beantworten zu dürfen, denn eine zweite Schließung wäre besonders für unsere Kinder und Jugendlichen fatal gewesen. Warum dies so ist, möchte ich nachfolgend kurz erläutern:

Junge Menschen sind auf besondere Weise von der momentanen Situation betroffen, denn sie stehen vor Entwicklungsaufgaben deren Bewältigung die Corona Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen massiv hindert.

Einige Entwicklungsaufgaben im Jugendalter sind z.B.:

  • Der Aufbau von reiferen Beziehungen zu Gleichaltrigen
  • Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen/ Schrittweise Ablösung vom Elternhaus
  • Auswahl und Vorbereitung auf einen Beruf
  • Entwicklung eines Norm- und Wertesystems
  • Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtsrolle
  • Sozial verantwortliches Verhalten erstreben und erreichen

Durch diese und weitere Entwicklungsaufgaben stabilisiert sich die Persönlichkeit der jungen Menschen immer mehr und die Jugendlichen finden ihre Rolle in ihrem persönlichen Umfeld und ihren Platz in der Gesellschaft.

Die Einschränkungen der Corona Pandemie haben teils massive Auswirkungen auf die Zukunftsperspektiven und die persönliche Entfaltung der Jugendlichen. So haben wir es in letzter Zeit öfters erlebt, dass ein wichtiges Praktikum, ein FSJ, eine Bewerbung für einen Ausbildungsberuf oder ein Auslandsjahr geplatzt ist. Diese Erfahrungen, auf die sich ein*e Schüler*in so lange gefreut hat oder mit so viel Fleiß darauf hingearbeitet hat, sind nicht so einfach nachzuholen. Auch die soziale Isolation und das „sich-allein-gelassen“-Gefühl hat vielen Jugendlichen zu schaffen gemacht. In vielen Familien gab es während des ersten Lockdowns Streit und bei einigen jungen Menschen ein Überförderungsgefühl gegenüber der zu bewältigenden Schulaufgaben.

Deswegen brauchen junge Menschen im Moment dringend Orte wie unser Jugendhaus, an denen sie sich sicher fühlen können, Gleichaltrigen begegnen, und über Erlebtes sprechen und sich austauschen können. So ist die Möglichkeit gegeben, dass Entwicklungsaufgaben weiter bewältigt werden, aber gleichzeitig wird auch ein Ort gefunden, an dem die Sorgen der Jugendlichen ernst genommen werden, an dem Lösungen gesucht und Unterstützung angeboten wird, an dem Jugendliche aber auch einfach nur mal Spaß haben können und den Weltschmerz vergessen.

Wir haben seit Monaten unser sehr ausführliches Hygienekonzept, das genau auf die jetzigen Entwicklungen abzielt. Wir sind gut vorbereitet und freuen uns unter strengen Hygienemaßnahmen den Jugendlichen weiterhin einen sicheren Ort bieten zu können.